Mit der Schweizer Landeshymne und Grussbotschaften von Pro Schweiz-Stützpunkten aus der ganzen Schweiz begann die Mitgliederversammlung 2025 in der Mehrzweckhalle der alten Kaserne Bern.
Dr. Stephan Rietiker, Präsident von Pro Schweiz, wies in seiner Standortbestimmung auf Ursachen der Werte-Erosion in der Schweiz hin; nicht nur in der Schweiz, sondern in jeder (meistens) westlichen Gesellschaft, wo es wirtschaftlich gut läuft und wo die Menschen vergessen, dass Wohlstand und Freiheit nicht selbstverständlich sind.
Historische Zitate zeigen, wie Werte-Erosion schon immer in gewissem Masse sichtbar war, wie sie sich aber heute wiederholt:
Irre führen Blinde /// Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte und die vierte verkommt vollends /// Manche halten den Unternehmer für eine räudigen Wolf, den man totschlagen müsse. Andere meinen, er sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken könne. Nur wenige sehen in ihm ein Pferd, das den Karren zieht. (Shakespeare, von Bismarck, Churchill).
Gewisse politische Denkrichtungen hätten letztlich folgendes Programm. 1. Ich will alles – 2. Ich will nichts dafür tun – 3. Jemand anders soll dafür bezahlen.

Neu im Vorstand von Pro Schweiz: Stephanie Gartenmann, Masterstudentin Rechtswissenschaften: «Ich will mich engagieren für das, was mir wichtig ist! Freiheit, Eigenständigkeit, Souveränität.»
Für die Freiheit, Eigenständigkeit und Neutralität der Schweiz – also schlicht für ihre Zukunft – stehen wichtige Abstimmungen bevor.
Die Pro Schweiz-Mitglieder haben am Nachmittag aus unterschiedlichen Blickwinkeln Argumente, Geschichten und Zusammenhänge gehört. Vom «Altlinken» Prof. em. Dr. Wolf Linder, von Kampagnenleiter Walter Wobmann, von alt Bundesrat Dr. Christoph Blocher sowie alt Ständerat und alt Nationalrat Adrian Amstutz.
Prof. em. Dr. Wolf Linder: «Sich unter den Schutzschild der Nato stellen? Ich finde das eine schlechte Idee.»
Prof. em. Dr. Wolf Linder begann den Nachmittag mit einer persönlichen Positionierung: «Vielleicht sind Sie erstaunt, an Ihrer Versammlung einen Altlinken als Redner zur Neutralitätsinitiative vor sich zu sehen.» Er nahm die heutige Denk-Verwirrung in Gesellschaft, Medien und Politik sorgfältig auseinander. Sich weiterhin als «neutral» zu bezeichnen, aber Partei einzunehmen für eine der Streitparteien – Linder musste nichts mehr dazu sagen, sein Stirnrunzeln sprach Bände. Den Vorwürfen vieler, man könne doch nicht neutral bleiben gegenüber einem Aggressor, der ein anderes Land angreife, könne man durchaus entgegenhalten, denn Unparteilichkeit heisse doch nicht automatisch Gleichgültigkeit.
Eine sorgfältige Meinungsbildung sei wichtig. Auch in Sachen NATO. «Sich unter den Schutzschild der Nato stellen? Ich finde das eine schlechte Idee.»
Es gebe nur ein Entweder-Oder: Sanktionen ODER Neutralität. Nato ODER Neutralität.
Walter Wobmann ist Projektverantwortlicher für die Abstimmungskampagne «Ja zur Neutralitätsinitiative» und verstärkt das Entweder-Oder seines Vorredners, indem er sagt: Neutralität ODER Krieg.
«Die schweizerische Neutralität hat unserem Land Sicherheit, Respekt, Wohlstand und aussenpolitische Glaubwürdigkeit gebracht. Es ist die beste Grundlage, um Frieden, Sicherheit und Unabhängigkeit der Schweiz zu bewahren.»
Wobmann erklärte sodann, was der Stand der Initiative ist. Obwohl die Verwaltung immer wieder um Präzisierungen nachfrage und weitere Klärungen einfordere, werde es nun langsam klar: «Die Volksabstimmung über die Neutralitätsinitiative wird vermutlich in der ersten Hälfte des Jahres 2026 stattfinden.»
In der Zwischenzeit gelte: «Unterstützen Sie uns tatkräftig!» – finanziell, mit Werbung und Strassenaktionen, Leserbriefen und online-Kommentaren, überall und immer mit Klärung und Betonung der Wichtigkeit des Themas.
Alt Bundesrat Christoph Blocher läuft auf einer Rednerbühne zu Hochform auf. Bei ihm gilt für Journalisten immer «das gesprochene Wort.»
Blocher stieg schnell ein, der Saal hörte gespannt zu, am Schluss gabs begeisterten Applaus.
Es sei schade, dass der Bundesrat heute nicht mehr offen zugeben könne, er habe einen Fehler gemacht. Man könne ja die heute üblichen Worte nutzen, «die Verhältnisse haben sich geändert…»
Blocher machte vor keinem brennenden Thema halt. Er sezierte die «Winkeladvokaten» in Bern, welche den Souverän ausschalten wollen; zeigte das Missverhältnis auf, falls die Schweiz sich der EU-Rechtsprechung unterwerfe und «für diese Güte auch noch bezahle».
Die Rede Blochers (aber: es gilt das gesprochene Wort!)
Alt Ständerat und alt Nationalrat Adrian Amstutz zeigte Zahlen mit sehr vielen Stellen (vor dem Komma) und fragte sich, ob «die im Bundeshaus sich eigentlich diese Szenarien auch mal überlegen.» Es werde immer gesäuselt, welcher tiefe Preis eine weitere Öffnung (von Grenzen), Unterwerfung (unter fremde Richter) oder neue Beiträge (an supranationale Organisation) doch nur habe. Mit einem eindrücklichen Video zeigte Amsutz auf, dass wie immer die Millionen viel höher würden, nachdem die Schweiz Bundesbern und EU-Brüssel auf den Leim gekrochen sei.
«Wenn der Abstimmungskampf langsam Fahrt aufnimmt, dann setzen auch Sie sich ein! Leserbriefe und online-Kommentare, Strassenaktionen, Diskussionen unter Familie, Freunden, auch am Arbeitsplatz. Auch Unterschriftensammlungen sind wichtig. Da stelle ich auch unter eigenen Leuten eine gewisse Lethargie fest.»
Zum Abschluss des Tages erzählte Präsident Dr. Stephan Rietiker, der längere Zeit in den USA lebte (als Unternehmer in Medizinaltechnik) und weiter Kontakte in «inner circles» rund um Washington pflegt, noch etwas «aus dem Nähkästchen». Der Entscheid Donald Trumps zu neuen Zöllen sei auch für viele seiner Kontakte sehr überraschend gekommen. Rietiker: «Wichtiger wäre nun, dass wir wirklich fähige Politiker und Unternehmer in die USA schicken, um zu verhandeln.» Denn grundsätzlich sei die USA der Schweiz wohlwollend eingestellt.